Grenzen um Limburgs Westen
Grensmaas – die Grenze in der Maas bis Thorn
Nördlich von Maastricht, bei Stromkilometer 17, taucht der Lauf der Grenze erneut ab: mitten hinein in den Fluss und wieder genau an die tiefste Stelle. Die Maas heißt hier Grensmaas und sie fließt unter diesem Namen in zahlreichen Mäandern etwa in nördliche Richtung. Bei Stromkilometer 63, steigt die Grenze auf Höhe von Kessenich (B) wieder an Land.
Tiefschürfende Ansichten
Das Tal wird breit, sehr flach, auf den ersten Blick ruhig und vielleicht sogar etwas beschaulich. Aufgeräumt ist es jedenfalls. Das Winterbett des Flusses ist nämlich nicht bewohnbar, dafür hat die Maas in all ihren berüchtigten Hochwassern immer wieder gesorgt. Sie durchfließt das Land des Hemelse Modder von Süd nach Nord und hat gemeinsam mit Rhein, Wind und Eiszeiten den Untergrund fleißig aufgeschichtet und kräftig mitgestaltet – sich eigentlich ihr Bett selbst gemacht …
Weil alles, was man bei Grabungen sehen könnte, im Maastal gleich im Wasser versinkt, möchten wir Sie einladen, die Webseite des Diplom-Geologen Rainer Olzem zu besuchen. Er hat Bilder und Erklärungen aus einer Exkursion in die Kiesgrube Davids in Geilenkirchen hinterlegt.
http://www.rainer-olzem.de/kiesgrube.html
Sie schauen dort in die Erdgeschichte im Land des Hemelse Modder, also schauen Sie bitte unbedingt genau hin.
Die Kiesgrube legt Bodenhorizonte frei, die die Maas im Maastal längst wieder weggeschwemmt hat. Geilenkirchen liegt nämlich etwa 100 m über dem Meeresspiegel, oben auf der jüngeren Hauptterrasse von Maas und Rhein. Kiesgruben haben auf dieser Höhe keine Probleme mit Grundwasser. Die Bagger haben dort ein Bodenprofil freigeschürft, das zumindest in diese jüngere Hauptterrasse im Land des Hemelse Modder Einblick gewährt. Schon dieser geologisch gesehen winzige Ausschnitt ist beeindruckend.
S i e
drücken auf diesen wunderschönen Maaskiesel, gefunden in Schipperskerk,
und
w i r
haben das Relief der Flussterrassen zwischen Maasmechelen (B) und Geilenkirchen (D) hinterlegt
und
lassen Sie dann darin ungefähr das Relief der Kiesgrube entdecken.
Die Grensmaas ist …
… steinreich …
Maasgrind – Maas-Kies sammelt die Maas auf ihrem langen Weg durch die Mittelgebirge. Er besteht deshalb aus vielen verschiedenen Gesteinssorten und Farben, weshalb man ihn leicht wiedererkennt. Daher ist er weit über Limburg hinaus gefragt.
Und weil Kies ein wichtiger Rohstoff in der Bauindustrie ist, gibt es stetigen Bedarf… https://de.wikipedia.org/wiki/Kies#Verwendung_und_Eigenschaften
… und europäisch
Die europäische Wasserrahmenrichtlinie aus dem Jahr 2002 können Sie gern durchlesen. Downloads gibt es auf Niederländisch unter
https://eur-lex.europa.eu/resource.html?uri=cellar:5c835afb-2ec6-4577-bdf8-756d3d694eeb.0005.02/DOC_1&format=PDF
und auf Deutsch unter
http://www.bafg.de/DE/02_Aufgaben/05_International/flussgeb_komm/wrrl.pdf?__blob=publicationFile
Um stetige Hochwassergefahr zu bannen und eine wirtschaftliche Nutzung im Bereich der Grensmaas zu fördern, trafen die Anliegerstaaten Niederlande und Belgien Vereinbarungen, die auf dieser europäischen Richtlinie basieren.
Es gibt IMC, die Internationale Maas Commissie – Internationale Maaskommission – http://www.meuse-maas.be/Accueil.aspx und den Maasvertrag zwischen Frankreich, Luxemburg, Belgien, den Niederlanden und Deutschland (Vertrag von Gent) vom Dezember 2002, der einen Vorläufer aus dem Jahr 1994 ersetzt.
Das Einzugsgebet der Maas ist ca. 35.000 km² groß und es leben darin etwa 9 Millionen Menschen. https://nl.wikipedia.org/wiki/Stroomgebied_van_de_Maas.
Einbezogen sind alle Saaten, die zum Einzugsgebiet eines Fluss-Systems gehören, daher auch Deutschland wegen z.B. der Rur, der Schwalm, der Niers und der Nette, die in die Maas münden.
Das Grenzmaas-Projekt
Aber die Grensmaas stellt belgisch Limburg und niederländisch Limburg vor ganz besondere Aufgaben. Belgien kennt das Maastal flussaufwärts natürlich ganz anders weil der Fluss sich zunächst auf vielen Kilometern durch die Ardennen geschnitten hat:
Das Maastal bei Dinant erklärt wahrscheinlich das belgische Logo des
Weil die Maas sich durch die europäischen Mittelgebirge schneidet, „entsteht“ der begehrte Maaskies, aber auch anderes Material in den verschiedensten Korngrößen, wie z.B. Sande und Schlamm. All diese Erosionsprodukte werden im Bereich der Grensmaas plötzlich sehr bedeutsam, weil das Gefälle des Flusses stark abnimmt, wenn er aus den Mittelgebirgen heraus tritt. Damit lässt die Transportkraft des Wassers nach. Großflächige Ablagerungen sind die Folge. Das bedeutet unterirdischen Reichtum und oberirdische Überflutungsgefahr.
Bilateral gedacht
Der Abbau von Kies und Sand prägt die Landschaft der Grensmaas mit ihren verstreut liegenden Baggerseen. Sie heißen hier plassen. Viele von ihnen sind glücklicherweise Erholungsgebiete geworden.
Landschaftsbelastung beim Abbau und das dauerhafte Vernichten großer Landflächen wären Grund genug für grenz-nachbarschaftliche Konflikte. Denn die Grensmaas ist Lebensraum für viele Menschen, deren Lebensqualität durch solche Eingriffe bedroht ist. Sie ist außerdem ein Naherholungsgebiet, dessen Entwicklung und wirtschaftliche Bedeutung im Tourismus unter diesen Projekten leiden könnte.
Beziehungen zu Anrainerstaaten in gegenüberliegenden und flussabwärts gelegenen Flussbereichen sind eigentlich immer sehr sensibel.
Aber in und an der Grensmaas gehen
natürlich unter Berücksichtigung der europäischen Wasserrahmenrichtlinien
die belgisch-limburgische und die niederländisch-limburgische Provinz
ganz bilateral
gemeinsam
eigene
Wege.
Tatsächlich genau so!
Im Jahr 2007 veröffentlichte RLKM vzw Regionaal Landschap Kempen en Maasland vzw – Regionale Landschaft Kempen und Maasland Vereinigung ohne Gewinnerzielungsabsichten – einen Bericht.
Gegenstand war die Planung von Kiesabbau, Landschaftsgestaltung und Flussregulierung der Maas im Bereich zwischen Maastricht und Maaseik, dem größten Anteil der Grensmaas also.
Sie können ihn hier downloaden: http://www.rlkm.be/uploads/files/PvAMaasvalleiGrensverleggend.pdf (Anm. d. Red. 09.05.23: Download nur noch bei web.archive.org möglich)
Während wir dies schreiben, stehen beiderseits der Maas, in Bereichen mit großen Erdarbeiten, riesige Informationstafeln. Bei Grenzpfahl 116 gleich an der Autofähre zwischen Berg (NL) und Meeswijk/Molenveld (B) steht am belgisch-limburgischen Ufer diese hier:
nv de Scheepvaart baut hier: Tieferlegung der Flussaue
Betrag: 10 Millionen Euro
Ende: Dezember 2019
Ausgeführt von Verbund Mourik Groot-Aannemers BV / F.L. Liebregts BV
und beim Grenzpfahl 116 am niederländisch-limburgischne Ufer steht diese:
Ausgeführt im niederländischen Projekt durch
Angesichts der großflächigen Erdarbeiten
fragten wir bei Consortium Grensmaas an,
o b d a b e i
m i t t e n i m F l u s s
auch die t i e f s t e S t e l l e,
also
die n i e d e r l ä n d i s c h – b e l g i s c h e S t a a t e n g r e n z e
b e t r o f f e n
sein wird
? ? ?
Wir erhielten freundlich und schnell Antwort:
„Bei der Durchführung des Grenzmaas-Projektes werden zwar Grenzen, nicht aber Landes- oder Provinzgrenzen verlegt.“
Wenige Tage später erhielten wir außerdem per Briefpost ausführlicheres Informationsmaterial.
Nichtkenner des Niederländischen könnten jetzt meinen, damit hätten wir blau auf weiß den Beleg dafür, d a s s e s e b e n d o c h eine weitere Grenzverlegung zwischen Belgien und den Niederlanden gäbe.
Weil es zwischen den flämisch-sprachigen Belgiern und den Niederländern eine Taalunie – Sprachgemeinschaft gibt, gilt gleichermaßen für
ein ganzes Bündel von Übersetzungsmöglichkeiten
die das Team
zusammengetragen hat
für dieses eine,
vieldeutige
Wort:
Grensverleggend
Es kann heißen
auffallend
außergewöhnlich
bahnbrechend
bedeutsam
experimentell
innovativ
revolutionär
umwälzend
unkonventionell
unorthodox
und – damit Sie nicht verzweifeln: Wenn man es im übertragenen Sinne meint, kann es auch heißen:
grenzbewegend
grenzerweiternd
grenzverschiebend
…
In keinem Fall aber heißt es „eine Staatengrenze verlegend“ ;0))
Vielleicht schauen Sie gelegentlich noch mal nach, was wir über Sprachähnlichkeit bereits berichtet haben: http://hemelse-modder.de/kannietverstaan-2/. ;0)))
Regional durchgeführt
Wir fügen uns gern in diese grenznachbarliche Zusammenarbeit
und stellen Ihnen vor …
… aus dem belgischem Bericht des RLKM vzw „MaasVallei … grensverleggend“ von 2007 den Teil, in dem sehr umfassend beschrieben ist, welche Überlegungen und Problem s t e l l u n g e n zu diesem Großprojekt geführt haben. Wir haben diesen Teil des Berichtes übersetzt. Ein herzlicher Dank den Verfassern dafür, dass wir die Übersetzung hinter unserem Button veröffentlichen dürfen.
Ihr Button
zur Übersetzung von Ausschnitten des Berichts
ist
dieser:
… und …
… aus den niederländischen Informationen der Webseite des Consortium die Beschreibung der Problem l ö s u n g e n, also der Ausführungsphasen am niederländisch-limburgischen Maasufer.
Das niederländische Projekt Grensmaas betrifft zwischen Maastricht und Roosteren (Gemeinde Echt-Susteren) etwa 43 Kilometer des Flusslaufes. Zwischen Vertragsunterzeichnung im Jahr 2005, Arbeitsbeginn 2008, Nachverhandlungen 2011 zu Folgen der Wirtschaftskrise und dem geplanten Projektabschluss 2024 werden etwa 54 Millionen Tonnen Kies gefördert. Möglicherweise wird noch ein 12. Projektabschnitt bei Roosteren verhandelt.
Das Consortium Grensmaas beschreibt auf seiner Webseite http://www.grensmaas.nl/ sehr faktenreich die Ausführung des Projekts. Dort fanden wir die Übersichtskarte, die auch jeweils vor Ort an den wichtigsten Aussichtspunkten zu sehen ist. Die sollten Sie auf der Webseite des Consortium Grensmaas bitte selbst in voller Größe studieren.
Quelle: Consortium Grensmaas
Wir laden Sie nun ein,
mit dem Button der Autofähre
mal in die Ausführung des Projekts Grensmaas zu starten.
Autofähre Berg (NL) – Meeswijk/Molenveld (B) bei Grenzpfahl Nr. 116
Für alle, die es so genau aber lieber doch nicht wissen wollen, hier ein schneller Blick auf einen einzelnen Abschnitt des Projekt Grensmaas.
Die Baumaßnahmen und Erdarbeiten entlang der Grenze = Grenzmaas lassen sich nicht übersehen. Und sie werden nach aktueller Planung bis voraussichtlich ins Jahr 2024 dauern.
Angesichts der politischen Unruhe über all die ungesicherten, „0 cm hohen“ und unsichtbaren innereuropäischen Staatengrenzen darf man nicht denken, hier werde bereits die erste Grenzbefestigungsanlage der Zukunft gebaut. Genau das Gegenteil ist der Fall. Glücklicherweise.
Technisch komplex
Die zeitgemäße Form des Abbaus von Rohstoffen verlangt ein Miteinander von Unternehmen, Anwohnern und Behörden bei allen Schritten der Planung und Ausführung. Der großflächige Eingriff in den Lebensraum muss für alle Beteiligten Vorteile bringen, so dass ein dauerhafter „Mehrwert“ für Natur und Mensch entsteht und natürlich auch ein ökonomischer Gewinn für die beteiligten Unternehmen.
Weil dies alles mit sehr hohem Aufwand verbunden ist, ist das Projekt schon ein Vorbild, für alle künftigen Maßnahmen, wenn der erste Abschnitt erfolgreich abgewickelt ist. So weit ist man schon, (Borgharen 2010-2014, Geulle aan de Maas/Voulwarmes 2012-2015). Jeder fertiggestellte Teilbereich ist ein Schritt auf einem guten Weg für uns alle, besonders aber für die Anwohner.
Grensverleggend – bahnbrechend, wegweisend – also! ;0))
Reinier de Poorter – Directeur Geo-Control des Consortium Grensmaas formuliert das so:
De grindsector wordt gevormd door bedrijven die oog hebben voor het landschap en in alle openheid de dialoog met de omgeving aangaan. Ja, het zijn nog steeds ondernemingen die grind uit de grond halen. Grind blijft nodig als bouwgrondstof. We zorgen nu voor projecten die een toegevoegde waarde leveren voor de samenleving. Dat kan natuur zijn, recreatie, woningbouw en ook veiligheid, zoals bij het project Grensmaas.
„Der Kiesabbau wird vertreten durch Betriebe, die Augenmaß haben für die Landschaft und in aller Offenheit in Dialog mit ihrer Umgebung treten. Ja, es sind noch immer Unternehmen, die Kies aus dem Boden holen. Kies bleibt ein notwendiger Bau-Grundstoff. Wir sorgen für Projekte, die der Gemeinschaft einen zusätzlichen Wert schaffen. Das kann Natur sein, Erholung, Wohnungsbau und auch Sicherheit, wie beim Projekt Grenzmaas.“
Quelle: https://www.grensmaas.nl/portfolio/reinier-de-poorter/
(Trotz dieser Rücksichtnahme gibt es natürlich nennenswerte Belastungen für die Anwohner.
Die relativieren sich wahrscheinlich bei einem Blick über die Grenze
zu den Baggerprojekten im rheinischen Braunkohlerevier.
Es liegt ja sozusagen gleich jenseits der Hügel an der östlichen Flanke der von Maas und Rhein aufgeschütteten Hauptterrasse. https://de.wikipedia.org/wiki/Tagebau_Garzweiler)
Die Planung des Gesamtprojektes Grenzmaas ist ein hochkomplexes Wirkungsgefüge. Sie umfasst aber einige zentrale, häufig wiederkehrende Arbeitsabläufe. Man setzt sie an jedem Projektort in der dort notwendigen Kombination und Größenordnung ein und sie lassen sich ablesen aus der Legende (Erläuterung) zu den Übersichtskarten der Projektpläne.
Hier als Beispiel die Karte Koeweide/Trierveld in starker Verkleinerung.
Sie ist gleichzeitig Ihr Button zur Beschreibung der Arbeitspakete,
die bei einem solchen Projekt immer wieder anfallen.
Quelle: www.grensmaas.nl
Die Karte als Download unter
https://www.grensmaas.nl/wp-content/uploads/2014/09/TE-KW-OVE-1495-3.pdf
Auf niederländischer Seite verändert man viele Kilometer der Uferzone, vertieft, verbreitert, baut Rückhaltezonen und legt zusätzliche Hochwasser-Rinnen und Nebenarme an. Die Prallhänge der Fluss-Schleifen werden entschärft, die Gleithänge vertieft.
Im belgischen Bericht können Sie gern noch mal nachlesen, was sich die Maas im Laufe ihrer Geschichte zur Verlagerungen ihrer Flussarme in der Vergangenheit hat einfallen lassen. Was sie tut, wenn sie in ein paar Jahren wieder ungestört in ihrem neuen – aber naturnahen – Bett fließen wird, hängt erheblich vom Wissen der heutigen Planer ab. Die habe es mit keiner Geringeren als mit Moeder Maas zu tun. Sie hat immer schon eigene Vorstellungen über die Bequemlichkeit ihres Bettes und dessen tiefster Stelle gehabt … ;0))
Jedenfalls sehen wir nach Abschluss aller Eingriffe ein grenzüberschreitendes großes Naturgebiet. Lebensraum, der nach althergebrachter Weise durch Kiesabbau für immer verloren gewesen wäre.
Wir haben als Arbeitsmittel diese 2D – DIN A4-Blattmontage der „downgeloadeten“ Übersichtskarten des 43 km langen Flussprojekts benutzt und
natürlich nur so zusammengeklebt, weil wir vergessen haben,
bei der NASA mal eben aktuelle Satellitenaufnahmen machen zu lassen ;0)))
(Bei Blatt 4 von unten gezählt hat das Original übrigens einen Maßstab von 1:15.000,
alle anderen 1:10.000. Das führt zu einer leichten Verzerrung der Proportionen.)
Ganz sicher ist es für die Anwohner nicht leicht, in dieser Großmaßnahme zu leben. Es gab besonders in den Anfängen Proteste, Widerstand und allmählich, nach vielen Gesprächen und manchen Planungsänderungen die Hoffnung, dass all diese Einschränkungen sich lohnen.
Grensmaas – wehrhaft bis zuletzt
Wo das Projekt Grensmaas auf der Höhe von Roosteren aktuell endet, ist die Maas ihre Aufgabe als Grenzfluss noch lange nicht los.
Sie fließt noch ein paar Kilometer weit auf die Region zu,
die man „Maasplassen“ nennt,
die als Freizeitregion weit über die Grenzen der Nachbarländer hinaus beliebt ist
die nur deshalb existiert, weil man in der Vergangenheit über Kiesabbau völlig anders gedacht hat.
Vorher aber muss sie ihrer Fähigkeit zur Abgrenzung noch einmal deutlich unterstreichen, denn in der Mitte der Maas liegt die Festungsinsel Stevensweert, die im Westen von der Grenzmaas, im Osten von einem alten Arm, der Oude Maas umschlossen ist.
Eine Verteidigungsanlage steht natürlich für kriegerisches Geschehen. Die Insel wurde von den Spaniern im achtzigjährigen Krieg, wohl um 1633, zur Festung ausgebaut, um eine Blockade der Schifffahrt auf der Maas zu verhindern.
Touristisch ist dieser Ort in der Gemeinde Maasgouw ebenso attraktiv wie die weiße Stadt Thorn, die nur ein paar Kilometer weiter westlich liegt und Maasbracht, das für die Binnenschifffahrt bedeutend ist.
Kurz bevor Grensmaas und Oude Maas wieder zusammenfließen, steigt bei Stromkilometer 63 die Grenze aus der Maas, und läuft ab jetzt Richtung Westen, zunächst zwischen zwei Plassen hindurch. (Dragasaplas, B und Grote Hegge, NL)
Wir werden ihr folgen und die Maas, die ab hier keine direkte Grenzverantwortung mehr trägt, vorerst ihrer Wege ziehen lassen.
Grenzmaas und Grenzübergänge
Wenn ein Fluss durch ein kulturell so eng zusammenhängendes Gebiet fließt, haben die Anrainer in allen Jahrhunderten ihre Techniken entwickelt, ans andere Flussufer zu gelangen, Das begann bei kleinen Furten, die man durchgehen kann. Oder beim Nachen, mit dem man auch Vieh zu Weiden transportieren konnte, die der Fluss nach dem letzten Hochwasser schon wieder vom Ufer abgeschnitten hatte.
Wir haben Ihnen zu besseren Übersicht mal alle offiziellen aktuellen „Grenzübergänge“, also Maas-Übergänge zusammengestellt, die zur Grenzmaas zwischen Maastricht und Maasbracht gehören. Sie sind recht überschaubar in der Zahl:
Welche Einschränkungen Moeder Maas – Mutter Maas – den Bewohnern an ihren Ufern heutzutage abverlangt, haben wir am Beispiel von Karnevals-Prunkwagen berichtet: http://hemelse-modder.de/carnaval-karneval-narrenwerk/3/
Die beiden Straßenbrücken – Autobahn A76 sowie Nationalstraat N296 – und deren Zufahrten sind vom Projekt Grensmaas offenbar nicht betroffen. Daher kann der Grenzverkehr per Auto weiter rollen, wie bisher.
Vor den Fähranlegern und ihren Zugängen machen die großflächigen Erdbewegungen des Projekts Grensmaas jedenfalls keinen Halt.
In den Planzeichnungen der drei zugehörigen Projektabschnitte ist vermerkt: „Suchgebiet vorübergehende und definitive Verlegung der Fußgänger- und Fahrradfähre und vorübergehende Fußgängerbrücke über die Werkstraße.“
Aber hier,
an der grenzüberschreitenden Rad- und Fußgängerfähre
zwischen Geulle aan de Maas (NL) und Uikhoven (B) …
… geht es nicht mehr um Plan, sondern um Wirklichkeit.
Hier wurde der Projektabschnitt im Jahr 2015 abgeschlossen.
Enfin.
Der kleine Grenzverkehr kann deshalb jetzt und in Zukunft
ungestört und glücklich vor sich hin fietsen oder wandelen,
alljährlich während der Sommersaison.
Die Fuß- und Fahrradfähre Grevenbicht/Papenhoven (NL) nach Stokkem (B) legt auf der belgischen Seite zur Zeit noch vor hoch aufgehäuften Erdhügeln an –
auf der niederländischen Seite dagegen beginnt alles überhaupt erst im Jahr 2017…
Mal ganz ehrlich: Wir hatten nicht das Gefühl, dass hier jemand bei der Benutzung solchen Fähren oder Brücken ganz bewusst eine Grenze überquerte Das passiert eher beiläufig, weil man halt rüber muss, über den Fluss.
Im Laufe der langen Geschichte dieser Region war das häufig ganz anders – und es kostete zumeist einen hohen Blutzoll.
Grenzmaas und Grenzgeschichte
Die Grensmaas fließt mitten durch intensiv gelebtes europäische-belgisch-niederländisches Leben. In unserer Zeit verbindet sie, statt zu trennen. Man vergisst beinahe, dass das nicht selbstverständlich ist und dass andere Staaten und ihre Herrscher das anders sahen …
1568 der Achtzigjährige Krieg beginnt … auch an der Maas
Man muss allerdings genau hinsehen, um auch hinter Unverdächtigem auf historische Schicksale zu stoßen:
lautete am 10.10.2015 die Wanderempfehlung des Wiel Beijer im Dagblad de Limburger (DDL).
Beschrieben wurde eine 13 km lange Route beiderseits der Grenzmaas.
Die Route führt vorüber am Monument voor de Overtocht – Denkmal der Flussüberquerung, das an einer ehemaligen Furt in Obbicht an der Maas steht.
Der Autor erklärt kurz:
Monument voor de Overtocht 1568 in Obbicht
Der Feldzug des Willem von Oranien gehört zum Auftakt des 80jährigen Krieges (1568 bis 1648) und zur Unabhängigkeit der niederländischen Provinzen von der Herrschaft Spaniens.
Dazu lesen Sie mehr unter: https://www.historicum.net/themen/achtzigjaehriger-krieg/einfuehrung/
und http://www.80jarigeoorlog.net/ (Anm. d. Red. 23.05.19: Seite nur noch via web.archive.org zu erreichen).
Quelle: https://nl.wikipedia.org/wiki/Oranjes_eerste_invasie
Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/42/Tachtigjarige_Oorlog_1568.svg
1794 Französische Eroberungen
Historisch gesehen ist auch Frankreich beteiligt an der endlosen Reihe der Maasüberquerungen.
berichtete Dagblad de Limburger am 22.03.2014. Anlass des Berichtes war die Datierung eines Grabes, das während des Projektes Grenzmaas bei Borgharen freigelegt wurde. Die damals entdeckten 65 Pferdeskelette stehen in Zusammenhang mit einer Belagerung Maastrichts durch französische Truppen – offenbar kurz vor der Machtübernahme durch Napoleon.
Bilder zum Paardengraf Borgharen er-browsern Sie sich bitte selbst.
1940 Nazideutscher Überfall
Grenzpfahl Nr. 116, der uns schon wiederholt begegnet ist, steht unweit eines Mahnmals, über das er zu wachen scheint:
Es erinnert an die Toten des nazideutschen Überfalls am 10. Mai 1940. Und es ist natürlich nicht das Einzige entlang der Maas. Die nazideutsche Invasion in die neutralen Niederlande und die Befreiung durch die Alliierten haben auch an Maas unendlich hohen Blutzoll gefordert. Dazu werden wir gesondert berichten.
So nahe bei einander liegen sie hier: die interessante, unverdächtige Gegenwart der Grensmaas und eine noch gar nicht so lange vergangene blutige Zeit.
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