Gluren bij de buren 2 – Wo kann man denn hier wohnen?
2.5 Hoogveenlandschap – Hochmoor-Landschaft
Unter Punkt 2.3 haben wir Ihnen Flachmoor-Landschaften beschrieben. Flachmoore und Hochmoore teilen sich den Namen Moor, sie sind nass und in ihnen zersetzen sich Pflanzen.
Wichtigster Unterschied ist, dass Flachmoore von anstehendem, meist nährstoffreichem Grundwasser gespeist werden, während Hochmoore auf wasserundurchlässigen Untergründen entstehen (z.B. Lehmböden oder Gestein), wo nährstoffarmes Niederschlagswasser nicht versickern kann.
Die Karte unserer Landschaftstypen der Niederlande lässt leider wegen der Farbwahl die Hochmoorgebiete nicht deutlich erkennen. In der folgenden Karte sind sie eindeutig erkennbar lilafarben. Dadurch zeigt sich, dass sie in völlig anderen Gegenden der Niederlande vorkommen als die oliv eingefärbten Flachmoor-Regionen.
Quelle: Veenlandschap, https://www.geolution.nl/science/veenlandschap.htm, 25.07.21 (Anm. d .Red. 26.10.22: Seite nicht mehr verfügbar)
Jetzt bekommt nämlich die nächste Mitspielerin in der Wohnungspolitik der Niederlande ihren gebührenden Auftritt …
Bis zum 04.04.2024 können Sie unter diesem Link detailliert verfolgen, warum Eiszeiten entstehen: https://www.planet-wissen.de/natur/klima/eiszeit/index.html. Wir wählen genau dieses Video, damit ein wenig Schmunzeln in die heutzutage sehr aufgeheizte (?erderwärmte?) Debatte kommt …
Das zugehörige Fachwort, das wir Ihnen präsentieren ist:
Sie wird von TeacherToby in seinem Video sehr anschaulich erklärt: https://www.youtube.com/watch?v=TSwOjINkAN4
Wikipedia sei Dank finden Sie unter „Saale-Komplex“ eine informative Karte über die beiden uns zeitlich naheliegendsten Eiszeiten. Sie sehen, auf dem Territorium der Niederlande lag die Eisrandgrenze der Saale-Eiszeit (blau gepunktet). Die glaziale Serie der jüngeren Weichsel-Eiszeit (lilafarbene Linie) hat Jahrtausende später einen Teil dieser Spuren von Nordosten her überformt. Zur Orientierung: Amsterdam ist als Nr. 7 in der Karte eingetragen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Saale-Komplex#/media/Datei:SaaleWeichsel_x.png
Wo das Eis der Saale-Eiszeit abschmolz, lagerten sich die typischen, sehr feinen Sedimente ab: von kilometerhohen Eismassen abgeriebenes Gesteinsmaterial mit einer Korngröße von weniger als 20 Mikrometer. (= im Bereich der Grundmoräne, wenn Sie Teacher Tobys Film aufmerksam angesehen haben.)
Wo das Material nicht durch spätere Einflüsse überformt wurde, bildet es noch heute genau die wasserundurchlässige Schicht, auf der Sphagnum wächst.
Sphagnum ist das typische Moos des Hochmoors. Es stirbt an seiner Basis ab und wächst an seinen Spitzen weiter, kann enorme Mengen Wasser speichern und formt das, was Moorbesuchern gern einen Schauer über den Rücken jagt: einen weichen, schwammigen Untergrund, der bei jedem Schritt federt. Das Profil von Hochmooren ist oft eine Uhrglas-Form, weil Sphagnum an den flacheren Moor-Rändern weniger hoch aufwächst als an der tiefsten Stelle dieser Moorlandschaft.
Wenige Pflanzen kommen mit dieser Moorform zurecht, so dass die Vegetation sehr artenarm ist. Als frühes Siedlungsgebiet schied diese Landschaftsform daher aus. Erst seit dem Mittelalter wurden niederländische Hochmoore trockengelegt, nicht, um zu siedeln, sondern um Brennmaterial zu gewinnen.
Wir Limburg-Fans können im Norden der Provinz de Grote Peel besuchen, ein Naturschutzgebiet, in dem sich alle Formen der Nutzung und Besiedelung eines Hochmoors ansehen lassen.
Die Trockenlegung von Mooren folgt zumeist zwei Prinzipien:
- Aus dem trockeneren Umland heraus wird am Rand allmählich Quadratmeter für Quadratmeter des Moores mit Entwässerungskanälen erschlossen, das Pflanzenmaterial als Torf „gestochen“, getrocknet und als Brennmaterial verkauft sowie für den Eigenbedarf verwendet.
- Menschen, die sich verfolgt fühlen ziehen sich in schwer zugängliche Gebiete zurück und versuchen dort zu überleben. Auch Grundbesitzer/Herrscher, die sich solch nutzloses Land aneignen und nutzbar machen wollen, dringen in schwer zugängliche Gebiete vor. Oder eher: sie lassen vordringen.
In diesem zweiten Fall ist „Moor-Kolonisation“ das passende Wort. Solche Moor-, Fehn-, Bruch- oder Venn-Siedlungen zeigen deutlich ihre Geschichte. Die Erschließung folgt entlang einer gedachten Linie. die ein Weg ist und von Entwässerungsgräben flankiert wird. Neben dem ersten Landstück beginnt das Landstück der nächsten Kolonistenfamilie, daneben das dritte….Wie an einer eng gefädelten Perlenkette aufgereiht zieht sich die Siedlung entlang einer meist geraden Achse durch das Moor.
Solche Kolonien lebten davon, dass ihre Mitglieder sich gegenseitig halfen, um die Grundstrukturen zu schaffen, die die Entwässerung der einzelnen persönlichen Parzellen erst möglich machten. Kolonie bedeutet: Die Menschen waren fern aller Siedlungen und mussten schnellstmöglich für ihre eigenen Nahrungsmittelbedarf sorgen. Das bedeutete: das Moor trockenlegen und anschließend die Güte der sauren Böden so verbessern, dass Kulturpflanzen für den Nahrungsmittelbedarf angebaut werden konnten. Ein langer Weg in Zeiten, in denen nur Muskelkraft eingesetzt wurde.
In manchen Kolonien arbeiteten sich die Parzellenbesitzer hinter ihrer Wohnstätte so weit ins Moor hinaus, wie es ihnen möglich war. Ihnen gegenüber wohnte der nächste Siedler, der dies ebenfalls tat. Anderswo legten sie hinter ihrer Wohnstätte u n d auf der anderen Seite des Weges das Moor trocken, so dass bis heute auch die Eigentumsstruktur von der Geschichte der Kolonisierung erzählt.
Hier ein Ausschnitt aus Limburgs Moorlandschaft: Angegeben ist die Lage über dem Meeresspiegel. Sie sehen, dass schon 10 m Höhenunterschied in einer Moorlandschaft einen wichtigen Unterschied in der Landnutzung machen.
Dazu haben wir Ihnen die Karte von Deurnsche Peel und Mariapeel den Luftbild-Ausschnitt im gleichen Maßstab (1: 500) zusammengestellt.
Bis heute sind die tiefsten Stellen des Moors nicht trockengelegt, obwohl es lange Entwässerungsgräben sowie -kanäle gibt (Karte 1), auf denen der getrocknete Torf abtransportiert wurde. Das Luftbild zeigt: der größte Teil ist mit Wald bestanden, die problematische Bodenqualität sieht man leicht an der Ungleichmäßigkeit der Farben auf den urbar gemachten Parzellen.
https://nl-be.topographic-map.com/maps/grhh/België/
Quellen: Karte 2 und Luftbild
Im 21. Jahrhundert in der Mitte Europas können wir sicher sagen: die Urbarmachung von Mooren war zu keiner Zeit eine Frage von „wollen“. Die Not zwang Menschen, auf diese Weise ihr Überleben zu sichern. Sehr oft vergeblich. Unter „Moorkolonisierung“ finden Sie bei Wikipedia einen kompakten Beitrag mit Informationen, die ganz allgemein gelten und folgendes Zitat:
„Der niederdeutsche Spruch „Den Eersten sien Dod, den Tweeten sien Not, den Drütten sien Brod“ (Des Ersten Tod, des Zweiten Not und des Dritten Brot) galt wohl in allen Moorgebieten.“
Nehmen wir es als ein Zeichen von Luxus und Wohlstand, dass wir im 21. Jahrhundert in der Mitte Europas Naturschutz, Artenvielfalt und Verzicht auf CO2-Ausstoß leben können. Informieren Sie sich gern unter dem Stichwort „Moor-Renaturierung“.
Wir vom Team
blicken noch einmal zurück in die Vergangenheit der Region auf unserer Karte.
Dass der nächste Ort im Osten des Mariapeel „America“ heißt, kommt nicht von ungefähr. Der Name verrät uns, mit welchen Hoffnungen die Menschen diesen Ort gründeten. Auch „Californie“ liegt nicht weit. Viele Ortsnamen ermuntern uns zum Raten: Viele Orte führen veen/ven- broek oder moor im Namen, andere dijk, steg, kanal, bruk … „Soeterbeek“, weil es dort kein saures Moorwasser, sondern einen Süßwasserbach gab? „Mariapeel“, weil man eine Schutzpatronin brauchte in jenen harten Zeiten?
Ein Name aus Noord-Limburgs Moorlandschaft ist übrigens allen Niederländern und auch über die Grenzen hinaus bekannt: Rowwen Hèze verweist auf einen Christiaan Hesen (1853 – 1947), einen wohl sehr eigenen Charakter aus dem Ort America. Rowwen Hèze ist der Name einer Band aus diesem Ort, die im Dialekt der Region singt und wirklich hörens- und sehenswert ist: https://rowwenheze.nl.
Warum die Menschen kantig und eigen waren? Das Leben formte sie. Wie die Menschen um 1900 in den Mooren lebten? Hier eine Sammlung beeindruckender Fotos: https://www.youtube.com/watch?v=h7DaGXjMZqY
Für diese Menschen wäre die Landschaft von heute nicht wiederzuerkennen: Wo vor gar nicht so langer Zeit Menschen für ihr tägliches Brot kämpften und gegen Tuberkulose, Hunger und weitere Gefahren, wurden ab Mitte des 20. Jahrhunderts Torfstechmaschinen für großräumigen Torfabbau eingesetzt: https://www.youtube.com/watch?v=41K5H1jp1bs.
Torf diente als Befeuerung der Ziegelfabriken, die Baumaterial aus den Tonablagerungen unter dem Moor herstellten. Wir haben für das heutige Limburg 13 Standorte von steenfabrieken ausfindig gemacht. Backsteine sind als Baumaterial überall gefragt.
Die Erfindung von Bulldozern tat ihr Übriges, dazu, große Moorflächen trockenzulegen. https://www.youtube.com/watch?v=ZEzn3bcs4JA
Ferien- und Freizeitparks finden hier viel Raum, bieten heutigen Menschen Entspannung: ausländische Touristen kommen, aber auch inländische aus den großen Städten, die rund um die Moorlandschaften liegen: Venlo, Nijmegen, ´s Hertogenbosch, Tilburg, Eindhoven …
Die Generationen der Dritten, Vierten, vielleicht Fünften aus oben genanntem Zitat, verdienen ihr Brot oft mit Sonderkulturen: Intensive Landwirtschaft unter dem Schutz von tausenden Quadratmetern von Glashäusern. So sieht das z.B. östlich von America aus.
Quelle:
Sollten Sie bei intensivem Kartenstudium der Region auf Namen wie Heibloem treffen, oder Heikant, Lange Heide oder Heierhoeve …, dann kommen wir doch gleich wieder ein Stückchen weiter in unserem Thema, bleiben aber weiterhin bei Landschaften, die aus den Eiszeiten entstanden.
Das Nebeneinander von Heide-und Bruchlandschaft kann man sich am ehesten mit Bild vorstellen
Rot umkreist: Landgoed Broekmolen – Landgut Moormühle – und Stamprooise Heide am Grensweg zwischen Stamproy und Bocholt … mal aus der Luft …
… mal am Erdboden: vom Grensweg aus in Pfeilrichtung geblickt.
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