Limburgs Dialekte – lekker lebendig
Lekker historisch – das können Sie ja mal selbst übersetzen …
Solche Herrlichkeiten gibt es nicht irgendwo, sondern in einem historisch spannenden Umfeld. Hier treffen mehrere Besonderheiten aufeinander und ergänzen sich prächtig…
Frans Jansen: Modell der Stadt Roermond mit Stadtmauer. Zu besichtigen im Roercenter an der Neerstraat
Der Brückenkopf im Vordergrund lag genau vor dem heutigen Eetcafé. Im Haus, das ihm gegenüber liegt, sind Reste des Brückenkopf-Fundaments im Keller noch vorhanden. (Bruijnestein,Margreeth: Buiten de Brug. In: Spiegel van Roermond 2006, S. 126-137)
Die Reste des Brückenkopfes sowie die gesamte Voorstad Sint Jacob liegen zwischen Maas und Roer – Rur. Dort bestand schon zu Anfang des 14. Jhdt. weit und breit die einzige feste Verbindung über die Rur in die Stadt.
Dieses Fleckchen Erde ist etwas für echte Liebhaber bewegter Geschichte. In Zeiten, in denen die Maas nur mit Fähren zu überqueren war, erreichten alle, die am östlichen Maasufer entlang reisten und diejenigen, die bei Ool mit der Fähre über den Fluss setzten, genau an dieser Stelle die Rurbrücke und den Zugang zur Stadt.
(J.G.F.M.G. baron van Hövell tot Westervlier: Roermond vroeger en nu. Fobula-Van Dishoeck, Bussum, 1968, S. 42f)
So lange das Stadttor auf der anderen Rurseite geschlossen war, mussten die Menschen hier warten, lagern, essen und trinken, nächtigen. Die Voorstad Sint Jacob war damals sicher keineswegs lekker:..
„De Voorstad was het deel van Roermond waar handel plaatsvond. De oorspronkelijke bewoners van de Voorstad waren eenvoudige arbeiders en ambachtslieden. Deze bewoners waren grotendeels afhankelijk van de (vis)handel, die samenhing met de Roer en de Maas. Ook zal de Voorstad een respectabel aantal herbergen hebben gehad, waar reizigers en bedevaartgangers (naar Santiago de Compostela) een rustplaaats vonden. Dit was denn ook de pleisterplaats, waar handelaren en reizigers die Roermond aandeden, konden rusten, eten en overnachten.” (Bruijnestein,Margreeth: Buiten de Brug. In: Spiegel van Roermond 2006, S. 126-137)
“Die Voorstad war der Teil von Roermond, in dem der Handel stattfand, Die ursprünglichen Bewohner der Voorstad waren einfache Arbeiter und Handwerksmitglieder. Diese Bewohner waren größtenteils abhängig vom (Fisch-)handel, der mit Rur und Maas in Zusammenhang stand. Außerdem wird die Voorstad eine beachtliche Anzahl von Herbergen gehabt habe, in denen Reisende und Pilger (nach Santiago de Compostela) einen Ruheplatz fanden. Das war dann auch der Rastplatz, an dem Händler und Reisende, die Roermond erreichen wollten, ausruhen, essen und übernachten konnten.“
Lekker verbouwd – behaglich umgebaut
Typisch für die historische Voorstad sind die schmalen, eng aneinander gebauten Häuser, von denen drei zusammengelegt wurden und das heutige Aetcafé ausmachen.
Roermond, Voorstad St. Jacob, Abb. 5
Quelle: das wunderbare Fotoarchiv der Elly Schumulders unter http://www.schumulder.nl/elly/indexelly.htm
Ausschnitt aus Roermond in oude plaat jes; Roermond 13
verdwenen plekjes, Abb. 24, ebenfalls Archiv Schumulder
Das Gebäude hat deshalb geheimnisvolle Winkel, Erker, Ecken, Stiegen. Es ist nicht leicht, ein solches Haus zu führen. Ein Liebhaberstück mit verwunschener, nicht nachgebauter, sondern e c h t e r Bausubstanz setzt natürlich Grenzen. Das lesen Sie genauer auf der Webseite und das erkennen Sie an diesem Ausziehtisch.
Ein „Ausziehtisch“, bei dem das Wort selbst mehr Patz einnimmt als das hölzerne Tischstück.
Das Lokal ist was für echte Kenner und Lebenskünstler.
Treppenaufgang zu den WCs
Es beherbergt unter seinen Dächern viel Augenzwinkern, Humor, liebevolle Ausgestaltung, geniale Aufteilung von historisch engen Räumen, steile Treppen, beeindruckende Wand- und Deckenmalereien (die Möwe des Buttons beispielsweise) … Und sollte der Hausherr Ihnen „Biei os naeve“ – „Nebenan“ – das Wandgemälde über dem Lounge-Sofa zeigen, müssten Sie seine Liebe zu diesem charaktervollen Fleckchen Erde erspüren können.
Mein großer Dank geht schon mal voraus an Peter und Jolande (Lan), die mir hoffentlich erlauben, ihre gesamte Webseite zu vereinnahmen, zu übersetzen und zu Übungszwecken satzweise auseinander zu nehmen. Das ist sehr schmerzlich für jeden Dialektliebhaber. Sorry. Ich hoffe auf ihre Großherzigkeit.
Sprechen Sie vielleicht die Worte aus und lassen Sie sie klingen, dann stellt man fest, dass es Ähnlichkeiten mit uns bekannten Worten gibt, die man sich als Niederländisch-Nichtversteher nie hätte träumen lassen.
Zur Übersetzung der Webseite (noch in Arbeit)
Wie schon im Beitrag „Straße der Sjermensen“ ist auch „lekker lebensnah“ nicht als Werbung gedacht. Wir sind nur auf einer Schnuppertour durch Limburg!
Lekker sfeervol – wunderbar atmosphärisch
Zur Voorstad Sint Jacob gibt es sehr viel mehr zu sagen, sie hat eine bewegte Geschichte und nicht alle Bewohner waren arme, bescheidene, ehrbare Leute…
Hier reisten Kaufleute und Pilger, Bauern und sogar Könige entlang. Die Bruderschaft der Jakobspilger, die hier auch eine kleine Kirche errichteten, existiert seit dem Jahr 1357. Mehr dazu findet man unter www.historieroermond.nl/kaart/voorstad/voorstadvol.htm
Die Karte des Jacob van Deventer aus dem Jahr 1554 zeigt deutlich die historischen Teile der Voorstad .
In den Jahrhunderten sind unzählige Menschen durch die Voorstad gekommen oder gegangen und erst mit der Öffnung der Maasbrücke im Jahr 1867 wurde es wesentlich ruhiger. An-, Um- und Neubauten zu Land und zu Wasser haben das Gesicht der Voorstad stark verändert.
Auch heute noch trifft man hier Jakobspilger und Reisende aus aller Welt. Drei Lokale – TOFF, Eetcafé Faubourg St. Jacques und NuNautilus – sorgen für das leibliche Wohl.
Die Bewohner leben weiterhin in einem Miteinander gewachsener Nachbarschaften, die in historischen Zeiten um jeden Pumpen-Standort entstanden waren. Die Menschen grüßen sich nicht nur, sondern sie kennen einander persönlich, fühlen sich zuhause und unterstützen sich gegenseitig – fast wie in alten Zeiten. Und sie sprechen Remunjs oder zumindest Limburgs.
Ich schicke Sie natürlich gern zum noch Stöbern in die reichhaltigen deutschsprachigen, touristisch aufbereiteten Texte.
Wir auf unserer Schnuppertour wenden uns aber schon mal einem neuen, spannenden Thema zu.
Zum Abschluss unseres Exkurses lekker lebensnah aber noch ein Hinweis in Sachen
Lekker Remunjs
Hilfe und Kursangebote finden Sie unter www.veldekeremunj.nl/oos-taal/laeze-en-sjrieve/ … und Sie können es eigentlich auch schon fast verstehen …
veldekeremunj – V.E.L.D.E.K.E-Kreis Roermond
oos-taal – unsere Sprache
laeze-en-sjrieve – Lesen und Schreiben
und noch ein toetje – eine Nachspeise,
weil es während ich schreibe, gerade sommerliche 30 Grad warm ist
lekker fris
heisst
sowohl
angenehm frisch
als auch
lecker frisch
Jetzt passt wieder alles zusammen
und wir können uns in Ruhe verabschieden bis zum
nächsten Beitrag
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