Grenzen um Limburgs Westen
Maastricht
Außerhalb der Grotten wird es wieder „über“-irdischer ;0)) Schauen Sie bitte genau in die Tranchot-Karte, die die Stadt Maastricht um das Jahr 1810 zeigt. Maastricht war bis zum Jahr 1867 eine strategisch bedeutende Festungsstadt mit unverbaubarem, den Festungsmauern vorgelagerten Land.
Wir interessieren uns speziell für die gezackten Formen der Festungsanlagen und dabei besonders für diejenigen am linken Ufer der Maas.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tranchotkaart._Maastricht-Vroenhoven.jpg
Ein bewährter Maßstab von Grenzzieher vergangener Epochen war der Kanonenschuss. Eine Grenze, die mehr als einen Kanonenschuss weit entfernt lag, konnte nicht überraschend vom Feind beschossen werden. Stellen Sie sich nun vor, Sie müssten um das Zickzackmuster der Festungsanlagen Maastrichts herum im Abstand eines Kanonenschusses (etwa 5 km) eine Grenzlinie ziehen und ihr Verhandlungsgegner verweigert einen einfachen, klar gezogenen Halbkreis …
Das ergibt eine Grenzlinie, die (in der Karte rot eingezeichnet) etwa so aussieht:
Grenzpfahl 49 ist der erste auf dem Westufer. Bis die Grenze die Stadt umrundet hat und im Norden wieder auf die Maas trifft, haben die Grenzzieher die Hauptpfähle 49 bis 105 gesetzt – und natürlich einige Nebenpfähle. Das ist ein Zeichen für einen komplizierten Grenzverlauf, weil ja jeder Richtungswechsel markiert werden muss. Eine Kunst, bei der wiederum die Grenzvermesser und Kartographen zu Ehre kamen.
Von denen haben wir bereits berichtet unter http://hemelse-modder.de/grenzen-und-limburg/4/.
In diesem Grenzabschnitt haben völlig unerwartet ganz andere Leute für uns sehr kundige Vorarbeit geleistet:
Im Dagblad de Limburger (DDL) lasen wir nämlich am 10.01 2015 in Roland Colées Artikel: „De grenzen opgezocht“ – die Grenzen aufgespürt – über Maastrichts Grenzverläufe.
Der Maastrichter Journalist Georg Vogelaar und der Fotograf Bert Janssen hatten sich der Fragestellung angenommen, wo denn genau die Grenzen der Stadt Maastricht verlaufen. Ihr Projekt finden Sie unter www.rondommaastricht.nl (Anm. d. Red. 18.04.21: Seite leider nicht mehr online). Etwa 800 eindrucksvolle Bilder sind dort eingestellt.
Auch den Grenzpfahl Nr. 80 gibt es zu sehen. Sein Platz ist am Tongerseweg (N278), im Maastrichter Stadtteil Wolder. Er markiert den Zickzack-Hakenschlag der Grenze, in dem Abschnitt, die für einige Meter in der Fahrbahnmitte der N278 läuft.
Über ihn berichtete Dagblad de Limburger – und zwar in Zusammenhang mit einem Fall von Landesverrat, begangen durch das Versetzen dieses Grenzpfahls. Es gab einen Täter und mehrere Nutznießer:
Coen Smit, der Wirt des Café de Pepel am Tongerseweg 390 versetzte eigenmächtig den Grenzpfahl um ca. 200 m stadteinwärts. Damit lag sein Cafè auf belgischem Territorium und die etwa 1.400 Einwohner von Wolder waren plötzlich belgische Staatsbürger.
Mark Vos, der Bürgermeister der belgischen Grenzstadt Riemst, kam vorbei, wies darauf hin, dass eine historische Annexion des Gebietes nunmehr rückgängig gemacht worden sei und begrüßte die neuen Landsleute.
Jack Honings, der Pastor der Gemeinde, segnete den Grenzpfahl mit einem Glas Duivel – Teufel – Bier ein.
Die Bürger aus Wolder nahmen dies als Anlass zu Feiern.
Dieser Landesverrat bestimmte fast einen Monat lang das Leben der Menschen, dann kamen die Autoritäten – Bürgermeisterin und Stadsgarde – und setzten den Wirt fest. Bei Wasser und Brot!
Das Ereignis wird nicht etwa aus dem Mittelalter berichtet oder aus der nachnapoleonischen Aera. Nein! Vor Augenzeugen und Medien fand die Grenzpfahlversetzung statt und dauerte von 14:30 Uhr am 09.06.2016 bis zum 03.07.2016!
Wir haben uns zunächst mal bei Eef Berns unter www.grenspalen.nl einen Ausschnitt aus der Karte ausgeliehen, um den Ort des Geschehens zu lokalisieren.
Anschließend machten wir vor Ort Fotos und fanden folgende uneindeutige Beweislage:
Belgische Nationalflaggen am Café de Pepel … aber
Es muss mit dem Teufel zugegangen sein!
Wir hatten offenbar übersehen,
dass auch unsichtbare Grenzen eine Öffnungszeit haben,
dass unsichtbare Grenzinstallationen eine begrenzte Anwesenheitspflicht haben
und dass für medienpräsente, grenzpfahlversetzenden Landesverräter eine Arbeitszeitordnung gibt.
Riesenspaß mit der Grenze?
W i r schauen neidvoll zu. Und das, obwohl wir Neid eigentlich nicht nötig hatten. „U n s e r e“ deutsche Nationalelf hatte sich ja für die Teilnahme an der Fußball-Europameisterschaft qualifiziert – aber das niederländische Team Oranje eindeutig nicht! Genau da lag das Problem! Limburgs Fußballfans befanden sich in einem Anfeuer-Notstand!
Und weil sie traurig/verzweifelt/durstig/notgedrungen Ersatz suchten, bot es sich an, die benachbarte Nationalmannschaft anzufeuern. Die belgische, genauer gesagt, die man Roode Duivels – Rote Teufel nennt. Das tat man dann wohl loyalerweise am liebsten von belgischem Territorium aus. Aber trotzdem in altvertrauter Kneipen-Umgebung.
Was bleibt uns da noch zu sagen?
enfin
(niederländisch und ohne Nasallauten gesprochen, auf der ersten Silbe betont)
also dann
(deutsch, kennen Sie ja selbst)
enfin
(belgisch und m i t Nasallauten gesprochen, auf der letzten Silbe betont)
Wir breiten für Sie die ganze Geschichte aus. Klicken Sie auf „Teufel-Komm-Raus“ ;0)) den Button, der im echten Leben Duivels Bier – Bier des Teufels – Bière du Diable bewirbt
und genießen Sie
Landesverrat in seiner kreativsten Form,
seine Abgründe
und
a l l e Hintergründe:
Für alle entschlossenen Nicht-Klicker:
Wir haben vom Hörensagen,
dass Coen Smit sich Duplikate hat fertigen lassen.
Wir können es aber nicht beweisen
und wir wollen’s auch gar nicht!!!
Für alle, die es sich mit dem Klicken noch überlegen:
schauen Sie doch mal rein. Das ist Lebensart pur mit grenzenlos genialem Humor.
Wegklicken können Sie ja immer noch …
Foto o.l.: Tom Palmaers
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