Limburgs Dialekte – eine mehrheitliche Minderheitensprache
Fahren Sie mit offenen Augen durch das Land unserer Nachbarn? Dann haben Sie sich vielleicht schon gefragt, was uns die doppelt beschrifteten Ortsschilder sagen möchten.
Sie geben den offiziellen Namen des Ortes auch so an, wie er in het Limburgs heißt. Und wahrscheinlich sagt das auch, dass das Ortsschild vielleicht nach 1997 beschriftet wurde… In Asselt unterscheiden sich beide Formen nicht, trotzdem sagt das Schild ausdrücklich, dass auch hier Limburgs gesprochen wird. America hab ich mal dazu gesetzt, weil es ein Zentrum des Dialekts in seiner musikalischsten Form ist.
Es gibt weitere und mehr als ausreichende Hinweise auf diese Sprache. Im Dagblad de Limburger (DDL) vom 06.06.2015 kündigte Guus Urlings an, dass 2016 das „Jaor van de Limburgse Dialekte“ ist. Wir warten gespannt darauf.
Aber zunächst mal die Frage: was ist es denn nun, dieses Limburgs? Eine Sammlung von Dialekten? Und das alles soll so bedeutend sein, dass ein ganzes Jahr unter dem Zeichen dieser Dialekte steht?
J E I N
Das heißt Ja, es ist so bedeutend…
und das heißt Nein, es geht nicht einfach um ein paar gesammelte Dialekte.
Dialekte sind eigentlich nicht Ihr Thema? Schade. Sie verpassen nämlich Wichtiges: wirkliche Identität – ohne Marketingstrategie und Touristenberieselung. Wenn Sie – wie es so schön heißt – Authentizität suchen, sind Sie hier genau an der richtigen Stelle.
Jetzt gibt es erst einmal etwas fürs und zwar den Link zu einer heimlichen Nationalhymne Limburgs, gesungen von einer der bekanntesten Bands aus Limburg. Wahrscheinlich d a s Wunschlied der Dialekt-Band Rowwen Hèze (Der Text wird netterweise eingeblendet):
Titel: „´t is een kwestie van geduld“
www.youtube.com/watch?v=RArjX17JJiI
Rowwen Hèze stammt aus America, einem Dorf im nördlichen Limburg. Die Band ist musikalisch enorm vielseitig und in ihren Texten so gehaltvoll, dass wir sie uns eines Tages näher ansehen werden. Hier und jetzt bringen sie erst einmal Temperament und Lebensgefühl in unser Thema.
Der Refrain „´t is een kwestie van geduld dat heel Holland Limburgs lult“ heißt: „es ist eine Frage der Geduld, bis ganz Holland Limburgs spricht.“ Kleiner, genüsslicher Seitenhieb auf Holland (natürlich nicht auf „die Niederlande“!!).
Wenn Sie prüfen wollen, ob das mit der Vielseitigkeit stimmt, dann klicken Sie sich mal durch …
www.youtube.com/watch?v=8HzKJ3hN2Sw&list=PL71A8A5E1E9535477
Ich möchte Ihnen dazu auch das Buch zum 30-jährigen Bestehen der Band wärmstens empfehlen. Die Armut des harten Lebens in einer Moorlandschaft (Peel), Freude am Leben, Nachdenkliches – alles findet sich in den Liedern und dem Buch. Man lernt auf ungeahnt berührende Weise das nördliche Limburg kennen und die Menschen zu verstehen.
Leonie Cornips & Barbara Beckers (Redaktion):
Het dorp en de wereld. Over dertig jaar Rowwen Héze. Uitgeverij Vantilt, Nijmegen, 2015. ISBN 978 94 6004 202 7
Das Buch entstand mit Unterstützung von Het Limburgs Museum, das wiederum durch die Provinz Limburg finanziert wird.
Prof. Dr. Leonie Cornips ist Inhaberin des Lehrstuhls „Sprachkultur“ in Limburg an der Universität Maastricht und führt sachkundig durch die fein verwobenen menschlichen, geschichtlichen und sprachlichen Hintergründe, die die Band zu dem gemacht haben, was sie heute für Limburger bedeutet. .
Prof. Dr. Cornips berichtet übrigens seit Herbst 2012 im Dagblad de Limburger (DDL) im zweiwöchigen Turnus in ihrer Kolumne taalcultuur (Sprachkultur) über die identitätsstiftende Wirkung von het Limburgs. Es geht nämlich nicht nur sprachwissenschaftliche Forschung, sondern um soziale, kulturelle und gesellschaftliche Erscheinungen als Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Leonie Cornips lehrt und forscht zudem am Meertens Institute, das zur Koninklijke Nederlandse Academie van Wetenschappen gehört. Ihre Arbeit hat uns bei Recherchen zu unserer Schnuppertour durch Limburg wiederholt wichtiges Verständnis vermittelt.
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