Vlaaien – Puntje op de i en Limburgse Vlaai
Vlaai – eine ur-limburgische Erfolgsgeschichte … wir begegnen Frau Antje
Antje van de Statie Antje von der Eisenbahnstation – hieß eigentlich Maria Hubertina Hendrix. Sie verkaufte zwischen 1897 und 1926 am Bahnsteig kleine, handliche vlaaien an die Reisenden. Heute würden wir „Snacks“ sagen zu den Happen, die sich so gut im Zug mitnehmen und auf der Reise verspeisen ließen.
In Weert heißt es, sie habe mit dem Ausruf „Echte Weerter vlaaien“ geworben und natürlich wurden diese kleinen Leckereien in Weert gebacken. Auf die Idee, vlaaien beispielsweise aus Friesland anzuliefern wäre damals wirklich niemand gekommen…
Reisende, die an der Bahnlinie Antwerpen – Roermond und später auch Maastricht – Eindhoven diesen appetitlichen, fruchtigen und nahrhaften Reiseproviant kauften, wussten es also nicht besser: Weerter vlaaien war für sie ein Begriff und wurden im ganzen Königreich bekannt.
Auf diese Geschichte stießen wir in einem Artikel von Matheu Bemelmans in der Tageszeitung
Am 18.02.1995 war an einen europäischen Schutzstatus für ein Regionalprodukt noch nicht zu denken. Deshalb hätte jener Antje van de Statie auch niemand ihr klug beworbenes Produkt streitig gemacht. Sie trägt noch heute zum Ruhm und zum historischen Hintergrund des Limburgse vlaai bei; der Zusammenhang zwischen der Bekanntheit des Produktes und seinem geografischen Ursprung lässt sich wirklich nicht leugnen.
Der Artikel berichtet weiter, Antje habe alten Erzählungen zufolge von früh morgens bis zum letzten Zug am Abend ihre Ware verkauft und den Reisenden mit Humor und Geschäftstüchtigkeit ebenso imponiert, wie mit ihrer großen Menschenkenntnis.
Volgens het artikel was Antje ook de einige verkoopster op een Nederlands perron, die reizigers krediet gaf als ze niet konden betalen, „omdat zij wel wist dat haar terug te betalen voor iedere klant een eerezaak was“. Kom daar nu ens om bin de NS.
Dem Artikel zufolge war Antje auch die einzige Verkäuferin auf einem niederländischen Bahnsteig, die Reisenden Kredit gab, wenn sie nicht bezahlen konnten, weil sie wusste, dass das spätere Bezahlen für jeden Kunden eine Ehrensache war“. Versuchen Sie das heute mal bei den Nederlandse Spoorwegen -der Niederländischen Eisenbahn.
Matheu Bemelmans berichtet weiter, dass Antje van de Statie die Fantasie anregte, was man in Gedichten nachlesen kann, die Reisende über sie schrieben. Eines davon wird zitiert:
En het blad Kanton Weert publiceerde in 1925 een gedicht van Henri T Sas over Antje:
Aan Antje
Zeg Antje Op ‚t randje Van ‚t Weerter perron Als ‚k jou langs den trein daar zie schuiven. In je propere bloes, Met je lollige smoes. Ja, dan moet ik mezelf wel fuiven. Op vlaatjes van kersen, Van pruimen of rijst, Van goud-glanzend‘ abrikozen. Jij reikt die zo kwiek Aan ‚t reizend publiek En je krijgt er geen tijd om te blozen.
Zeg Antje Op ‚t randje Van ‚t Weerter perron M’n maag die begint jou te kennen Hij wil niet voorbij Zonder vla-lekkernij, Hij is aan jouw babbel gaan wennen. Je legt dat zoo netjes Op chique servetjes, je geeft er nog wel es crediet. En is er de trein in Roermond of Maastricht Dan valt er ‚t servetje nog in ‚t gezicht, Dan wensch je nog: “BON APPETIT”.
Und das Blatt „Kanton Weert“ veröffentlichte im Jahr 1925 ein Gedicht von Henri T. Sas über Antje:
An Antje
Sag, Antje am Rande des Bahnsteigs von Weert. Wenn ich dich am Zug entlanggehen seh`, in deiner adretten Bluse, mit deinen lustigen Sprüchen, ja, dann muss ich mich selbst festlich bewirten mit vlaaitjes mit Kirschen, mit Pflaumen, mit Reis mit goldglänzenden Aprikosen. Du reichst sie so fröhlich den Reisenden an und du hast keine Zeit zu erröten.
Sag, Antje am Rande des Bahnsteigs von Weert, mein Magen beginnt dich zu kennen. Er möchte nicht weiter ohne vlaai-Leckereien, er hat sich an deine Sprüche gewöhnt. Du legst alles so hübsch auf schicke Servietten und manchem gibst du Kredit. Und ist dann der Zug in Roermond oder Maastricht, dann fällt noch der Blick auf Dein Serviettchen, dann wünschst du noch immer Bon Appetit.
Hübsch, dass solche Geschichtchen erhalten blieben. Für Weerts Lokalstolz sicher ein unschätzbar wichtiger Beitrag.
Trotzdem erwähnt Mateu Bemelmans, dass das 1989 erschienene Limburgs Vlaaienboek die Geschichte der vlaaien in der Region zurückverfolgt bis ins Mittelalter und als Verbreitungsgebiet den Kulturraum Maas und Rhein angibt.
Leider konnten wir von diesem vielversprechenden Buch noch kein Exemplar auftreiben, es ist offenbar vergriffen.
Nicht zu übersehen ist aber die Figur in Weert, die 50 Jahre nach Antjes Tod aufgestellt wurde und uns dazu anregt, vlaaien mit noch viel mehr Bewusstsein und einer Prise von historischem Genuss zu verspeisen.
Sollten Sie ein Fan der „klebrigen vlaaien aus der Kühlvitrine“ sein oder alle cremegefüllten vlaaien abgöttisch lieben – dann greifen Sie genussvoll zu.
Es ist nun mal das Wesen und Schicksal von Spezialitäten, etwas Spezielles zu sein. Das ganz Spezielle der Limburgse vlaaien haben wir nun kennen- und lieben gelernt.
Gleichzeitig aber freuen wir uns mit Genuss darüber, dass so viele ideenreiche Köpfe aus den Grundrezepten so viele neue, überraschende vlaaien geschaffen haben. Limburgse vlaaien müssen die ja gar nicht heißen.
Kommentare
Vlaaien – Puntje op de i en Limburgse Vlaai — Keine Kommentare
HTML tags allowed in your comment: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>