Vlaaien – Puntje op de i en Limburgse Vlaai
Vlaai – eine telegener Auftritt und seine historischen Hintergründe
Wir erinnern uns an das appetitliche Bild aus Teil 1 unserer vlaai-Reportage und bedauern, dass es noch keine Geruchs-Webseite gibt.
Das Bild entstammt dem als Quelle genannten Video von Zo Nieuws, zu dem wir Sie gern und dringend weiterkomplimentieren möchten.
Wo anders als im historischen Umfeld des Freilicht-Museumsdorfs Nonke Buusjke in Schinveld sollte man sich die Herstellung von echten Limburgse vlaaien erst erklären lassen, dann ansehen und schließlich schmecken lassen!? Für Letzteres sollten Sie einen Besuch einplanen. Zwischen Gangelt und Brunssum werden Sie sonntags fündig.
Hier zum „visuellen Schmeckleckern“ auch ein von der Webseite gemopstes Bild
Der Film, auf den wir uns beziehen und aus dem wir zitieren, hat den EU-Status von Limburgse vlaaien als Regionalprodukt zum Thema. Wir haben ein Bild „entnommen“, das an der Wand in der Backstube hängt und in Schinvelder Dialekt einige Informationen über einen typischen Backablauf bereit hält.
Das Foto ist übrigens Ihr Zugang zur Übersetzung: „Die Kunst des vlaai-Backens“… bitte klicken Sie!
Eine geschützte geografische Angabe der EU wird vergeben für Agrarprodukte und Lebensmittel, die in einem bestimmten geografischen Gebiet hergestellt und/oder verarbeitet und/oder zubereitet werden. Dabei muss ein Zusammenhang bestehen zwischen der Eigenschaft oder der Bekanntheit des Produktes und seinem geografischen Ursprung. In einigen Ländern ist das beispielsweise der Fall bei Schinken und Würsten, die eine besondere Bekanntheit genießen und lokalen Methoden folgend innerhalb eines umgrenzten geografischen Gebietes zubereitet werden.
Dass Limburgse vlaaien – Limburgische Fladenkuchen – ein charakteristisches Regionalprodukt sind, können Sie einer Vielzahl der Informationen im Video entnehmen: Alle Zutaten wurden tatsächlich vor Ort gewonnen im früher unvermeidlichen (heute wieder erstrebenswerten) sparsamen Umgang mit Ressourcen:
Der Obstanbau sorgte für die Füllung der Fladenkuchen und das Rückschneiden der Obstbäume lieferte die Zweige, die (zu „Schanzen“ zusammengebunden und nach einer Lagerzeit von mindestens einem Jahr) im Ofen verfeuert wurden.
„Schanzen“ bindet man auch anderswo zum Backen nach alter Tradition. Diesen Bildausschnitt haben wir gemopst bei https://wirsiegen.de/2016/04/viel-spass-beim-schanzen-binden-mit-dem-heimatverein-wilnsdorf/155943/
„Schanzen“ haben mehrere Vorteile: Zunächst sind sie „Abfallprodukt“ der Waldwirtschaft und des Obstbaus, man muss keine Bäume fällen, sondern man sammelt das anfallende Material. Außerdem lässt sich mit ihnen die Hitze besser regulieren als mit brennenden Holzscheiten
Auch das Mehl stammte aus der Region und weil vlaaien für das Wochenende gebacken wurden, gab es keine Notwendigkeit, sie für lange Haltbarkeitszeiten auszulegen. Sie wurden bis auf Reste tagesfrisch gegessen.
Im Video über das Backhaus im Freilichtmuseum Nonke Buusjke in Schinveld erklärt der dortige Bäcker, dass industrielle vlaaien innerhalb einer halben Stunde im Ofen sind. Originale vlaaien aus Limburg backt man dort aus einem Hefeteig, der als Vorteig, nach der Weiterbverarbeitung und schließlich auch noch mit Füllung auf dem Blech insgesamt 3 mal „gehen“ muss, was für Qualität und Eigenschaften des Bodens notwendig ist.
Ein wenig Wortschatz für Sie: e
in bakker ist eine Verkaufstelle von Backwaren,
de warme bakker backt selbst,
banketbakker heißen auf Deutsch Konditoren.
Limburgse vlaai kommt aus einer ehemals stark katholisch geprägten Provinz, in der ein gewisser Luxus „eingepreist“ ist. Das Sprichwort vom “mit vlaaien gedeckten Dach“ kommt nicht von ungefähr.
Dagegen setzen wir (für die Vollständigkeit niederländische Kaffeetraditionen) das uns allen ebenfalls liebe kopje koffie met koekje – Tässchen Kaffee mit Keks.
Niederländer sind echte Kaffeeliebhaber, Geht man tagsüber zu jemandem Besuch, heißt es `auf ein Tässchen Kaffee gehen´
Am liebsten tut man das auf Verabredung, denn der durchschnittliche Niederländer hat gewisse Einstellungsprobleme zu spontanem Besuch. Besucht man tagsüber einen Niederländer, lautet nach der Begrüßung die erste Frage: „ Kaffee? Mit Milch und Zucker?“ Man wird fast schon genötigt, nicht über ein anderes Getränk nachzudenken. Die Antwort `´ja, schön´ kommt einem fast automatisch über die Lippen. Manchmal aus reiner Höflichkeit, weil man den Gastgeber oder die Gastgeberin nicht vor den Kopf stoßen will. Mit etwas Glück wird man gefragt: „ Möchtest du Kaffee oder lieber Tee?“ Dann hat man die Auswahl.
In Zeiten, in denen Kaffee selbstverständlich Filterkaffee war, der in großen Kannen aufgebrüht wurde, war das zweite Getränk automatisch auch Kaffee. In Zeiten von Espresso, Nespresso, Dolce Gusto und Senseo besteht die Möglichkeit, nach dem Kaffee gefragt zu werden, ob man etwas anderes trinken möchte.
Zum Kaffee gehört ein Keks. Wörtlich gemeint: ein Keks. Die Keksdose wird herbeigeholt und Ihnen einmal vor die Nase gehalten. Nachdem Sie ihre Auswahl getroffen haben, verschwindet die Keksdose oft wieder auf die Anrichte oder im Schrank. Im „feinschmeckernden“ Süden ist die Chance größer, dass die Dose stehen bleibt. Oder die Schale, denn wenn man ein hinreichend besonderer Gast ist, werden Luxus-Kekse hervorgeholt, die auf einer Schalen angerichtet werden.
Wir werfen einen schnellen Blick in ein Keks-Regal im Supermarkt.
Die Vielfalt in der Keks-Auswahl ist tröstlich, selbstgebackene Kekse lassen das Angebot natürlich inflationär ansteigen.
Es klingt leicht herb, was wir oben übersetzt haben. Jedenfalls klingt es mengen- und genussmäßig nach weniger als einem Stückchen vlaai. Übrigens: bourgondisch leven übersetzen wir mit Feinschmecker-Leben/ genussvoll leben. Die Sprachverwandtschaft mit Burgund (frz. Bourgogne) lässt unserer Fantasie den beabsichtigten freien Lauf.
Aber andererseits lässt uns Limburgs gastliche Kreativität immer wieder mengen- und genussmäßig völlig wehrlos zurück: Latte Macchiato, selbstgebackener Keks, Waffelhörnchen gefüllt mal mit Vanille- mal mit Schoko- oder Erdbeercreme und im Winter dazu ein Gläschen Sahne, mit Mokkabohne auf einem Schlückchen Likör. Das ist Latte Macchiato met koekje interpretiert bei de Boeij in Asselt. Nur das Öllicht ist nicht zum Verzehr geeignet ;0))
So wird er im Alltag beworben, der vlaai, um den es und hier eigentlich geht. Beispielsweise im Café Smeets in St, Odiliënberg, wo unter einer traumhaft bizarren Trauer-Akazie vor ein paar Jahren die Inspiration für unseren Namen ganz unauffällig unten auf einem Aufstell-Schild stand.
Auch fast ein bisschen historisch inzwischen …
Übrigens: der Hemelse-Modder vlaai war damals ausverkauft, ruft uns aber jetzt zurück an die Arbeit …
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