Narren  können  …  bauen, werken, basteln, nähen

 

Prunkwagen

Die Wagenbauer haben in Kubikmetern und Gewicht gemessen wohl die größte Aufgabe vor sich. Genaueres über ihre Überlegungen erfahren wir im Beitrag Hoe bouw je een praalwagen? – Wie baut man einen Prunkwagen? – von Blikoptechniek bei youtube http://www.dailymotion.com/video/x8no8o_hoe-bouw-je-een-praalwagen_tech

Wir fassen mal zusammen:

Die Verkündigung des Mottos bringt Narren dazu, sich bildlich ein Thema vorzustellen, das sie immer schon mal erhellen wollten oder das zum Motto des Zuges passt. Das ist nicht so ganz einfach, denn

es muss die Menschen „packen“, interessieren, zum Lachen bringen
es muss mit wenigen Worten und großen Figuren zu erkennen und zu verstehen sein
es muss auf dem Wagen gut aussehen und
es muss sich gut bauen lassen.

Dann braucht man Zeichnungen für den Gesamtentwurf und Detailzeichnungen der einzelnen Baugruppen. In solchen Zeichnungen stecken schon die gesammelten Erfahrungen darüber, was und wie man bauen kann. Tragfähigkeit und Sicherheit sind genauso wichtig wie das tolle Aussehen.

Der Blick in Vereinskasse/private Geldbörsen von Mitgliedern verrät das Budget für den Bau
Sponsoren werden bestürmt (kleiner Gag von uns in Sachen „stürmische Zeiten“ ;0)) umworben meinten wir!

Nach Planung, Vorbereitung, Bestellung und Erhalt des Baumaterials im Frühjahr, beginnt etwa ab Mitte des Jahres der Bau.
Es gibt Karnevalsvereine, deren vornehmliches Ziel es ist, ihren eigenen Wagen zu bauen. Manche bauen zusätzlich für befreundete Vereine weitere Wagen. http://deschuimhappers.nl/?page_id=27 (Anm. d. Red. 16.01.23: Seite nur noch auf web.archive.org verfügbar)
Es gibt aber auch professionelle Wagenbauer http://www.corsowagentiel.nl/index.php/algemeen/, die neben Karnevals- auch Blumenkorso- und/oder Erntedank-Wagen bauen.

Man benötigt natürlich eine ganzjährig nutzbare und gut ausgerüstete Bauwerkstatt:

eine Halle, je nach Projekt klein/mittel/riesengroß
Werkzeuge und Maschinen zur Metallbearbeitung
Werkzeuge und Maschinen zur Holzbearbeitung
Werkzeuge und Maschinen zur Kunststoffbearbeitung
Hilfsmittel, Gerüste usw.
Fahrzeugunter- und -oberteile
Zugmaschinen
Hydraulik für bewegte Teile
Metallgerüste

das Material wie z.B.
Kaninchendraht
Styropor
Glasfaser
Farben, Lacke
natürlich das eine oder andere pilsje – Gläschen Bier – und/oder
kopje koffie – Tässchen Kaffee

und ganz viel von dem, woran erst Journalisten sich die Finger wund geschrieben haben, bevor die Wagenbauer sich die Finger wund schnipseln …

… um es anschließend mit Tapetenkleister Schnipsel für Schnipsel zu neuem Leben zu verkleben.

Den Bau dieses Wagens der Oelewappers in der Provinz Overijssel, 2010, können Sie auf Youtube verfolgen:

Richard Koopmann: Van kaal tot praal – ein Prunkwagen aus dem Nichts.

Es erwarten Sie eindrucksvolle Bilder und unterhaltsame Musik. Ein Film, bei dem man Feuer fängt und gleich mit anpacken möchte.

Unter https://www.youtube.com/watch?v=BCQO_1_nY74
Wat kost de bouw van een praalwagen – Was kostet der Bau eines Prunkwagens – erfahren Sie, dass bei den Bauherren d i e s e s  Beitrags etwa

5.000 € an Materialkosten vorgesehen sind und
unendlich viele kostenlose Arbeitsstunden,
unendlich begeisterte,
hoch motivierte
handwerklich geschickte und
tagaus tagein fleißige
Narren nötig sind,
um den Wagen aus dem Bericht zu bauen.

Traditionell gibt es einen Open Dag – Tag der offenen Tür – bei den Wagenbauern, hier mal ein schöner Bericht aus Brabant: https://www.youtube.com/watch?v=rYZjaEi-EOs

Was sonst noch zu tun ist?
Kostüme entwerfen …
und nähen …
Make-Up zu den Kostümen entwerfen …
Logos …
Plakate …
Sprüche malen …
Musik …
Streumaterial …

Egal, ob Karnevalsverein oder professionelle Wagenbauer, alles, was Menschenhand bauen, werken, malen, nähen und basteln kann, braucht man für das Ergebnis: einen praalwagen – Prunkwagen -, der anschließend hoffentlich einen Preis für den besten Wagen des Zuges gewinnt.

Muss man wohl sein!

… in die Gemeinschaft, in der das Projekt entsteht
… in die Aufmerksamkeit der Zuschauer und deren Begeisterung,
… in das Leben an sich, das so reich wird, wenn man ein Narr sein kann

… erfreulicherweise das ganze Jahr hindurch

Wir hatten also voll Freude und Erleichterung Narren entdeckt, die aus ganzem Herzen und mit vollem Einsatz an Planung und Bau der stattlichen Karnevalswagen mitarbeiten, damit sie im Karneval ihr Publikum begeistern können.

Job Thiems berichtet in DDL am 06.02.2016, dass die Karnevalswagen aus Stein (NL) keine Genehmigung erhalten, zum Umzug der Nachbarn jenseits der Maas in Maasmechelen (B) zu fahren, weil sie die Autobahn benutzen müssten. Die Alternativen? Übersetzen riesiger Wagen mit der Fähre oder ein Umweg von ca. 40 km über die nächste Brücke … Unmöglich also.

Ein echter Sturm war angesagt in diesen drei tollen Tagen und weil mehrere Umzüge abgesagt werden mussten, hatten die Narren einfach nur gehofft, jenseits der Maas  d o c h  ein wenig mitfeiern zu können …

Nicht einmal die Versicherung für Karnevalswagen würde etwas gegen die Teilnahme an Veranstaltungen jenseits der Grenzen einwenden. Im Gegenteil! Solche Fahrten nach Deutschland und Belgien sind mitversichert, vorausgesetzt, der Umzug startet oder endet in den Niederlanden

Die einzige Versicherung für Prunkwagen in den Niederlanden

Eine Besonderheit Limburgs innerhalb der Niederlande ist, dass ein paar Dinge auf kleinstem Raum zusammengedrängt sind: Limburgs leider lange Grenzen zu Nachbarn, die Maas und die Autobahn. Das verkompliziert manchen närrischen Wunsch … (Lesen Sie mal, was wir über Limburg und Grenzen zu berichten wissen)

Dazu kommt (sollen wir`s etwa verschweigen?), dass die durch karnevalistische Revolution entmachteten früheren Regierungen offenbar trotz der Schlüsselübergabe „Seilschaften“ haben und immer noch mitreden …

Deshalb müssen auch technische Unbedenklichkeitsbescheinigungen für die Wagen und APK-Keuringen – entspricht unserem TÜV – für die Zugmaschinen ausgestellt werden. Dies als Voraussetzung für eine Versicherung und diese wieder als Voraussetzung für die Teilnahme an Karnevalszügen.

Manche mögen`s lieber fertig und ohne viel Mühe. Auf http://www.marktplaats.nl/z/hobby-en-vrije-tijd/carnavalswagen-te-koop.html können Sie kaufen, was Ihr Herz begehrt. Sie fördern damit Kreativität, denn mit dem Verkauf ihrer Werke re-finanzieren die echten Wagenbauer ihre nächsten Projekte.

Im Kleinformat braucht das alles übrigens auch jede Fußgruppe mit Bollerwagen oder mit umgebautem Kinderwagen – und im Miniformat sogar

der eenling – Einzelgänger.

 

Wiederverwertbare Mülltonne

Dieser hier hat seinen größten Ausgabenposten gestrichen und gleichzeitig klugerweise recht sparsamen Materialaufwand betrieben. Spaß an Details? Bitteseeeeehr …

Hier ein weiteres Beispiel für etwas Gebasteltes. Zu sehen bei den Berggeiten in St. Odiliënberg, fotografiert im Café Smeets:

Wir entdeckten, dass es sich um eine geniale, kompakte,  f a h r b a r e  H e r r e n h a n d t a s c h e  handelt – keine Schultertasche!!! Aber mit einem Extraaufsatz für Stammtischfunktion. Die handlichen Griffe verdankt dieses geniale Teil einer Sackkarre mit einer Tonne in seinem Innersten.
Leider (absichtlich?) nicht zu erkennen ist das abschließbare Schublädchen mit den Orden und der „Kriegskasse“ in Form von Bier-Bons.

 

Narren  können  …  malen

Natürlich werden Karnevalswagen aufwändig bemalt, aber auch …

… Hoheitsschilder

 

… oder Gesichter

 

… Dekorationen …

… er hier und seinesgleichen sind wieder ein Indiz für unsere Sorge um stürmisches Wetter für Limburgs Karneval:

denn er ist

lustig
bunt
aus Plastik
einer von Tausenden
aus industrieller Fertigung
leicht zu haben
leicht ersetzbar
federleicht
leicht aufzuhängen
leicht abzuhängen
preiswert in der Anschaffung
unverwüstlich
unkaputtbar
überall gut gelaunt
jahrelang wiederverwendbar …

… aber er verdrängt leider diesen hier und seinesgleichen

Dieser hier ist zwar auch

lustig
bunt

aber außerdem

aus Farbe
ein Individuum
mit viel Bedacht entworfen
Teil eines Gesamtkunstwerks
unersetzlich
schwer, wie die Glasscheibe, auf die er gemalt ist
mühevoll zu malen
mühevoll wegzuputzen
kostspielig anzuschaffen
nicht kratzfest
sensibel ;0))
leicht zu zerstören
ein Geniestreich
aber
… leider nur für ein paar tolle Tage

und wie der Journalist Guus Urlings es uns in seinem Artikel weiter unten empfehlen wird

 

Riskieren Sie bitte unbedingt einen neugierigen Blick auf die Charakterköpfe auf der Webseite des Künstlers Jacques Cuijpers aus Veltum   http://members.home.nl/azoe-art/carnaval-01.htm#boven (Anm. d. Red. 18.01.21: Seite leider nicht mehr online)
und auf die rot-gelb gekleidete Juxkapel noeet tuus, die er gemalt hat
.	http://members.home.nl/azoe-art/carnaval-06.htm#boven (Anm. d. Red. 18.01.21: Seite leider nicht mehr online)
oder auf die Webseiten
	http://www.peer54design.nl/raamschilderingen/carnaval http://www.muraccent.nl/raamschildering/ (Anm. d. Red. 19.01.18: Seite nur noch via web.archive.org zu erreichen).

Jeder kastelein – Wirt – muss mit spitzer Feder rechnen, wieviel Geld er in die Dekoration seines Lokals (innen und außen!) investieren kann.

Auch Zeit ist Geld.
Die Künstler malen ja nicht einfach, sondern sie entwerfen vor allem Bilder mit lokalem Bezug.

Hier ein Beispiel der carnavals vereniging de Waterratten in Ool bei Herten. https://waterratte.com/
Wir haben es im Jahr 2010 fotografiert.

Den Künstler müssten Sie bei de Lange en Renée im Café Kanters selbst erfragen …
http://cafekanters.nl/

Karnevalsposter

Alljährlich bringt die Regionalzeitung zu Karneval kostenlos ein Poster heraus. Für die Künstler, die erwählt werden, das Poster zu gestalten, ist es natürlich eine große Ehre.

Jeweils 2 Poster werden an die Leser des Dagblad de Limburger (DDL) und Limburgs Dagblad (LD) kostenlos abgegeben und die Bilder hängen in der Karnevalszeit in vielen Fenstern als Karnevals-Dekoration. Künstler und Bild werden den Lesern vorgestellt und wer noch nicht wirklich bekannt war, wird es, wenn die Wahl auf sie/ihn gefallen ist.

Künstler auszuwählen ist keine spontane Entscheidung, auch hier gibt es Vorüberlegungen, Beratungen, Gespräche. Den erwählten Künstlern bleibt nicht allzu viel Zeit, Inspiration und Arbeit müssen auf die rechtzeitige Drucklegung abgestimmt sein.

Im Jahr 2013 ging große Aufregung durch die Freunde des Karnevals, denn das Poster brachte Gesprächsstoff bis hin zur Auflehnung, weil die von der Künstlerin Judith Krebbekx gewählten dunklen Farben offenbar die Freude an Karneval nicht ausdrückten. Ausdrucksstark ist es ganz bestimmt!

Schauen Sie selbst: Alle Poster seit Anbeginn der Tradition 2006 finden Sie unter

http://www.vastelaovendinlimburg.nl/vastelaovesposter/

Hier finden Sie eine künstlerische Aufarbeitung der Abneigung gegen das Poster von 2013 durch den Künstler Hart Leers aus Heerlen
https://hart-leers.nl/heerlense-kunstenaar-maakt-kleurrijk-alternatief-voor-limburgse-carnavalsposter/ (Anm. d. Red. 18.01.23: Seite leider nicht mehr online)

Das Bild von 2013 war auch 2016 als heimlicher Maßstab immer noch in der Diskussion. Aber wir lernten auch, dass es immer irgendwas am Poster zu loben und viel zu kritisieren gibt, egal, wann oder von wem … Bei Lou Thissens Bild von 2016 war zu wenig Lächeln im Bild.

Trotzdem kein Grund für eine Sturmwarnung. Solch ein Aufruhr ist rein karnevalistisch, hat Tradition und erreicht eher das Gegenteil:

Wir durften beim Einzelgängeroptocht  d e n  Vorschlag zum Karnevalsposter 2017 fotografieren – übrigens eine zu diskutierende Dominanz der Farbe Blau, was meinen Sie?